„Produktionsanlagen für Flat Panel Displays sind derzeit unser größter Umsatzbringer“

04.04.2012 15:37:00 CEST

Fertigung von Equipment für die Touch Panel-Produktion bei Manz.

Reutlingen, 04. April 2012. Mitte Februar und Ende März meldete die Manz AG Aufträge im Gesamtvolumen von rund 65 Millionen Euro für Anlagen zur Fertigung von Flat Panel Displays (FPD). Das Geschäftsfeld FPD war bereits 2011 wichtigstes Standbein für den Hightech-Maschinenbauer – mit einem Umsatzanteil von rund 40 Prozent noch vor der Solarsparte. Firmengründer und CEO Dieter Manz erklärt im Interview, warum FPD auch in 2012 gute Wachstumsaussichten verspricht und warum sich die langfristige Diversifizierungsstrategie von Manz nun auszahlt.

1. The big picture: Wie schätzen Sie das Branchenumfeld für Displayhersteller ein?
Der Bedarf an großformatigen LCD-Fernsehern ist nach wie vor sehr hoch, vor allem der Markt in Asien selbst wächst schnell. China ist inzwischen der größte Einzelmarkt für LCD Fernseher. Hohe Nachfrage ist derzeit auch bei kleineren Displays für Smart Phones, Tablet-Computer oder Navigationsgeräte zu verzeichnen Durch Apple wurde mit dem iPhone® und dem iPad® innerhalb weniger Jahre ein neues, riesiges Marktsegment geschaffen. Andere Hersteller haben inzwischen ähnliche Geräte, was zu weiterem Wachstum führen wird. Aber deshalb ist dieser Markt auch sehr wettbewerbsintensiv, was dazu geführt hat, dass die Margen für die Hersteller der Displays teilweise sehr dünn bzw. negativ sind. Diesem Wettbewerbsdruck können Hersteller nur mit immer effizienteren Produktionsanlagen begegnen: Einerseits müssen diese für immer größere Substratmaße ausgelegt sein, andererseits müssen die Durchlaufzeiten nachhaltig reduziert werden. Darüber hinaus werden neue Fabriken auch in der Displayindustrie nicht mehr in Taiwan oder Südkorea, sondern in China gebaut.

2. Technologien: Wozu genau brauchen die Displayhersteller Anlagen von Manz?
Zum einen zur Automatisierung des Produktionsprozesses. Zum anderen sind wir der Spezialist für alle so genannten nasschemischen Prozesse. Bei der Nasschemie geht es um Fertigungsschritte wie das Reinigen der Gläser, vor allem aber um die Entwicklung von Photolacken und das Ätzen der feinen Strukturen auf LCDs, touch sensors und auch OLED-Panels (Organic Light Emission Diode). Alle diese Produkte werden im Reinraum hergestellt. Deshalb sind alle Manz-Systeme vom Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart für Reinräume zertifiziert. Diese Anforderung und die in der LCD-Produktion eingesetzten Substratgrößen von bis zu 6 Quadratmetern bei einer maximalen Dicke der Gläser von 0,7 Millimetern machen ein manuelles Handling unmöglich. Unsere vollautomatisierten Systeme, zum Beispiel für das Be- und Entladen von Inline-Sputteranlagen, das Laserschneiden von Glassubstraten und die Inline-Inspektion arbeiten bei niedrigster Bruchrate und hoher Durchsatzgeschwindigkeit. Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal bei FPD.

3. Diversifizierung: Manz hat 1990 die erste Automationslösung zur Herstellung kristal-liner Solarzellen entwickelt? Seit wann haben Sie die FPD-Fertigung auf dem Schirm?
Automatisierungssysteme für die Handhabung von Glassubstraten aller Größen bauen wir seit knapp 20 Jahren. Die ersten Systeme gingen an Kunden in Japan, später dann in Südkorea und Taiwan. Inzwischen wird ein erheblicher Anteil der Maschinen in China installiert. Diese Kompetenz haben wir 2008 mit der Übernahme des taiwanesischen Unternehmens Intech – des Marktführers bei nasschemischen Prozessanlagen für FPD in Taiwan und China – ergänzt. Außerdem hat dieser Schritt unseren Marktzugang in Asien erleichtert. Wir verfügen seitdem über Fertigungskapazität in Taiwan und in der Volksrepublik China. Gegenwärtig bauen wir am Standort der Manz Asia Ltd. in Suzhou ein neues Werk mit 16.000 m² Produktionsfläche in der ersten Ausbaustufe. Dort können wir sowohl für den Photovoltaikmarkt als auch die FPD-Industrie fertigen und unseren Kunden deutsche Qualität zu lokalen Konditionen anbieten.

4. Kundennutzen: Welche Vorteile hat die Diversifizierung von Manz für Kunden?
Wir haben Technologien, die wir für die Herstellung kristalliner Solarzellen oder von Dünnschicht-Solarmodulen entwickelt haben, in Taiwan erfolgreich in Produkte für die FPD-Branche integriert, zum Beispiel bei unserer Beschichtungsanlage – dem Manz Slit Coater. Anders herum haben wir nasschemische Anlagen, zum Beispiel zur Reinigung der Glassubstrate, erfolgreich für Kunden aus der Solarbranche adaptiert. Diese Synergien haben dazu geführt, dass wir entlang beider Wertschöpfungsketten immer mehr Prozessschritte abdecken. Damit können wir den Integrationsgrad einer Fertigungslinie erhöhen, was die Produktionskosten signifikant senkt. Auch unsere jüngsten FPD-Aufträge über Anlagen im Wert von 65 Millionen Euro basieren maßgeblich auf Technologie für die Solarbranche.

5. Ausblick: Welche Rolle spielt das Geschäftsfeld Flat Panel Displays 2012?
Auch in Asien sehen wir einen zunehmenden Trend zur Automatisierung der Produktion aufgrund steigender Lohnkosten, der oft nötigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Produktqualität. Zudem wird gerade der Markt für mobile Geräte weiterhin sehr dynamisch wachsen. Deshalb werden Fertigungskapazitäten weiter ausgebaut werden. Wir sind daher auch 2012 sehr zuversichtlich, dass sich der Geschäftsbereich FPD gut entwickeln wird. Dies ist für uns besonders wichtig, da wir für 2012 nur eine langsame Erholung des Photovoltaik-Marktes erwarten. Dank der technologischen Synergien zwischen FPD und der Solarbranche können wir bei letzterem fehlenden Umsatz kompensieren.

G2 Slit Coater
Manz@work in der Display-Produktion: Der G2 Slit Coater für die Fotolack-Beschichtung in der Litho-Produktion von Touchpanels.

G2 Slit Coater
Der Manz G2 Slit Coater verhindert Beschädigungen der Substrate, wie sie oft mit konventionellen Übertragungsmethoden entstehen.

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